Ob im TV, im Radio oder in Zeitungen und Zeitschriften oft wird über Karatedo und Kobudo in den westlichen Medien als Sport berichtet bzw. in diese Kategorie eingeordnet.
Warum ist das so?
Sport definiert sich laut dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG) folgendermaßen...
Sport: „nach bestimmten festgesetzten Regeln wettkampfmäßig oder spielerisch durchgeführte körperliche Betätigung, die der Kräftigung und Gesundheit des Menschen dient und seine Leistungsfähigkeit steigert.“
Karatedo wurde, wie viele andere japanische Praktiken (Judo, Kendo, Sumo, etc.) die körperliche Übungen enthalten in den westlichen Ländern als Sport verbreitet. Sport war etwas, was die Amerikaner und Europäer kannten, womit sie etwas anfangen konnten.
Die spirituellen, kulturellen und philosophischen Konzepte dahinter wurden dabei in den meisten Fällen als unnütze Folklore abgetan und aus dem Unterricht/Training entfernt, da sie für das sportliche Wettkampftraining nicht geeignet waren. Oft wurden sie auch als schmückendes Beiwerk betrachtet, welches die fernöstliche Herkunft der Sportart unterstreichen sollte. Das führte in einigen Fällen zu einer bis ins Kitschige überspitzte Romantisierung von Ritualen und Praktiken, wie sie im Herkunftsland niemals praktiziert wurden.
Die Verbreitung erfolgte zuerst in den USA über Hawaii wohin viele Okinawaner zwischen 1900 und 1924 ausgewandert waren. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte die Verbreitung dann auch nach Europa und Deutschland. Das erste deutsche Karate Dojo gründete der Judoka Jürgen Seydel im Jahr 1957 in Hamburg.
Aus dieser historischen Entwicklung heraus ist der Fokus auf die sportliche Komponente im Karatedo und Kobudo in unserem Kulturkreis bis heute vorherrschend und wird fälschlicher Weise durch die Medien immer wieder gerne gebraucht und verbreitet.
In Okinawa sagt man: „Budo beinhaltet Sport, aber Sport beinhaltet kein Budo.“
In den letzten Jahrzehnten fanden auch die alten originalen okinawanischen Ryu (Stilrichtungen) des Karatedo und Kobudo den Weg zu uns nach Europa. Einige wenige mutige Menschen begaben sich auf den nicht einfachen Weg, um an der Quelle in Okinawa zu studieren. Einer dieser besonderen Menschen ist unser Sensei Joachim Laupp 9. Dan Hanshi der ein persönlicher Schüler von Sensei Miyahira Katsuya 10. Dan Hanshi (16.08.1918 – 28.11.2010) ist. Sensei Miyahira ist der Begründer des Okinawa Shorinryu Shidokan und war bis zu seinem Tode einer der Haupt-Vertreter des Kobayashi ryu auf Okinawa. Sensei Laupp verdanken wir es das wir in Deutschland und Europa das originale Okinawa Karatedo und Kobudo wie es seit über 400 Jahren in Okinawa in der Budo-Tradition gelehrt wird, erleben und studieren dürfen.
Karatedo und Kobudo gehören wie andere japanischen Kampfkünste zu den Budo-Künsten. Das „Bu“ (武) steht für Kampf / Krieg, dass „Do“ (道) für einen Weg.
„Bu“ beinhaltet eine doppelte Bedeutung, zum einen bezeichnet es einen Menschen auf dem Weg in die Schlacht - einen Krieger, zum anderen wird das Schriftzeichen in einem konfuzianischen Sinne als, das Stoppen/Anhalten des Speeres interpretiert.
Es handelt sich also um eine Praxis / Lehre / Philosophie bei der im Zuge der Ausübung dieser Praxis bestimmte (Weg)-Marken / Stufen / Stationen durchlaufen werden. Dabei decken sich diese Stufen mit dem Lebensweg (Jugend/Reife/Alter).
Wie im Leben, durchläuft man im Budo die Stufen des Lernens und Wachsens „Shu Ha Ri“ (jap.: 守破離).
Im Unterschied zu einer sportlichen Aktivität sind die körperlichen Übungen im Karatedo/Kobudo nur eine von vielen Komponenten, um dem Übenden die Möglichkeit zu einer lebenslangen Entwicklung und zum Wachstum an die Hand zu geben.
Die Entwicklung zu einem „Ganzen Menschen“.
Der „Ganze Mensch“ verbindet in sich shin gi tai (jap.: 心技体). Shin (Geist), Gi (Technik) und Tai (Körper) in Verschmelzung dieser Drei zu einer Einheit.
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